S. Adelrich
Lebensdaten
Alternative Schreibweisen
Adalrich
Personen-ID
Professbuch Band
A
Professbuch Kapitel
I. Die Mönche des 10. Jahrhunderts., Nr. 2
Professbuchnr.
2
Professbuchtext
S. Adelrich. Die ersten Nachrichten über St. Adelrich verdanken wir dem St. Galler Mönch Hepidannus, der 1072 das Leben der hl. Wiborada schrieb. Dort berichtet er, wie ein gewisser Alaricus, der sich als Einsiedler auf eine Insel im Zürichsee zurückgezogen hatte, von Gott zu der damals bei der Kirche in St. Georgen lebenden Jungfrau gesandt wird, um sie von allzu grosser Strengheit gegen sich selbst abzumahnen2. Die älteste Vita Wiborads, die der Mönch Hartmann, ihr Zeitgenosse, schrieb, erwähnt diese Sendung Adelrichs und das geführte Zwiegespräch nicht.
Von Adelrich selbst hören wir erst im 14. Jahrhundert wieder. Das aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammende Jahrzeitbuch der Kirche auf der Ufnau3 enthält vier ältere Pergamentblätter aus dem 14. Jahrhundert, die in lateinischer und deutscher Sprache die Ablässe der Kirche und das Leben des hl. Adelrich enthalten. Wir hören da zunächst wie Kardinal Theowinus im August 1107 die Pfarrkirche eingeweiht hätte, wobei die Reliquien, die in den Hochaltar eingeschlossen wurden, aufgeführt werden. Die Kirche selber wurde von Abt Wernher gestiftet und von der Herzogin Reginlindis, die sich als Witwe, weil vom Aussatz befallen, auf diese Insel zurückzog, gebaut. Mit ihr kam ihr damals 15jähriger Sohn Adelrich. Als Erbe fielen ihr die Höfe Stäfa, Pfäffikon u.Wollerau zu. Ihren Sohn überantwortete sie dem Abte Wernher, auf dass er Mönch würde. Er wurde später Kuster in Einsiedeln «und hielt sich gar heileklich». Reginlindis baute die zwei Kirchen, die St. Peterskirche und die Martinskapelle, in welch letzterer ein Kaplan ihr täglich die hl. Messe las. Nachdem sie 25 Jahre hier gelebt, starb sie am Vorabend vom St. Michaelstag und wurde von ihrem Sohn und Abt Wernher in Einsiedeln begraben. Ihre Güter fielen dem Kloster zu.
St. Adelrich erbat sich bald nach der Mutter Tod Urlaub vom Abte und zog auf die Insel, wo er sich eine Klause baute «und dienete hie vnserm heerren mit vastenne vnd mit bettenne, mit singenne vnd mit lesenne, mit maniger heiliger messe andechteklichen volbringende, mit einem reinen küschen lebenne vnd mit allen götlichen dingen volfürende wol vf XX jahr». Da wurde ihm die Stunde seines Todes geoffenbart; er sandte nach seinem Abte, empfing die Sterbesakramente und bat, ihn hier zu begraben. Er starb am St. Michaelstag im Alter von 72 Jahren. Ein edler Wohlgeruch ging von seinem Leichname aus und in den nächsten acht Tagen geschahen grosse Zeichen und Wunder an Bresthaften, die da kamen. Aber auch bis auf diese Tage «tete er alweg etwas zeichenen dien menschen, die sich her entheissent vnd in hie suchent vnd erent». Sein Haupt wurde später in dem Altar des hl. Michael aufbewahrt, die übrigen Gebeine beliess man in seinem Grabe.
Diese Erzählung trägt ganz Legendencharakter. Der Schreiber verwechselte einmal den Abt Wernher (1122-42), unter dem die Kirchen gebaut resp. erneuert wurden, mit Abt Eberhard, unter dem der Heilige gelebt haben muss, denn St. Wiborada starb den 1. Mai 926. Da Adelrich aber Wiborada in St. Georgen aufgesucht haben soll, so muss dies noch vor 916 geschehen sein, denn nach diesem Jahre siedelte sie zur Kirche des hl. Magnus über.
Weit schwieriger gestaltet sich aber das Verhältnis des Heiligen zu Reginlindis. So weit sich geschichtlich nachweisen lässt, hatte diese überhaupt keine Söhne, weder aus ihrer ersten Ehe mit Herzog Burkard, noch aus ihrer zweiten mit Herzog Hermann4. Herzog Burkard II. gilt nicht als ein direkter Nachkomme Burkard I. Wäre ein Sohn dagewesen, so wäre dieser zweifelsohne als Herzog direkt auf den Vater nachgefolgt. Im weitern starb der zweite Gemahl der Herzogin, Hermann, erst 949, sodass sie erst da sich hätte nach der Insel zurückziehen können. Die Möglichkeit eines Aufenthaltes auf der Ufnau ist ja nicht ganz von der Hand zu weisen, denn schon 928 erscheint Reginlindis als Herrin der Fraumünsterabtei in Zürich, wohin sie sich nach dem Tode ihres Gemahls zurückzog. Sie wird als Herrin der Abtei zum letzten Mal 955 genannt5 und erscheint urkundlich überhaupt zum letzten Male den 29. April 9586. Das mag auch Anlass gegeben haben, dass man 958 als Todesjahr annahm. Den Todestag geben die nekrologischen Notizen auf den 19. August an7.
Als Todesjahr des hl. Adelrich hat man später 973 angenommen. Ausser den oben erwähnten Angaben steht aber hierüber nichts fest. Wenn man auch eine Zugehörigkeit Adelrichs zu den Burkhardingern historisch nicht aufrecht erhalten kann, so wird man doch an seiner Existenz nicht zweifeln können. Ob er Mönch in Einsiedeln war, muss dahingestellt bleiben. Sicher ist, dass sein Andenken sowohl auf der Ufnau wie im Stifte Einsiedeln sich immer forterhielt. Ob Kardinal Dietwein, der am 22. August 1141 (nicht 1107) die damals wohl neu erstellten Kirchen einweihte, eine Erhebung der Gebeine und damit die Heiligsprechung vornahm, muss dahingestellt bleiben. Auffallen muss, dass unter den Reliquien, die der Kardinal in den Altar einschloss, keine solchen des hl. Adelrich erwähnt werden. Die alte Grabplatte, die heute beim Eingang der Kirche eingemauert ist, stammt aus dem 14. Jahrhundert8, möglicherweise von 1372, wo ein Altar zu Ehren des hl. Adelrich eingeweiht wurde. Im Jahre 1659 liess Abt Plazidus Reimann das Grab des Heiligen öffnen, die Gebeine erheben und sie vier Jahre später in einem neuen steinernen Sarkophag feierlich wieder beisetzen; einzelne Reliquien wurden in Einsiedeln zurückbehalten. Dort befindet sich auch noch das sogen. Adelrichsmessgewand9. Ein eigener St. Adelrichsaltar wurde erst 1902 in der Beichtkirche errichtet. Das Fest des Heiligen wird am 28. September im Stifte als «Duplex majus ut II. classis» gefeiert und ist «Officium Subprioris». Neben dem Bild des Heiligen auf dem schon erwähnten alten Grabsteine haben wir ein solches am rechten Pfeiler des Chorbogens, das im 16. Jahrhundert gemalt oder übermalt wurde; es geht jedenfalls kaum über das 15. Jahrhundert zurück. Aus dem 17. und 18. Jahrhundert haben sich Kupferstiche mit Darstellungen des Heiligen erhalten. Für den oben erwähnten Altar schuf P. Rudolf Blättler ein Bild, das eine legendarische Darstellung bietet, wie ein Engel den Heiligen mit Brot und Wein stärkt, da er eines Sturmes wegen längere Zeit vom Verkehr mit dem Festlande abgeschnitten war. - Die Verehrung des Heiligen auf der Ufnau verlor sich im 18. Jahrhundert10.
Von Adelrich selbst hören wir erst im 14. Jahrhundert wieder. Das aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammende Jahrzeitbuch der Kirche auf der Ufnau3 enthält vier ältere Pergamentblätter aus dem 14. Jahrhundert, die in lateinischer und deutscher Sprache die Ablässe der Kirche und das Leben des hl. Adelrich enthalten. Wir hören da zunächst wie Kardinal Theowinus im August 1107 die Pfarrkirche eingeweiht hätte, wobei die Reliquien, die in den Hochaltar eingeschlossen wurden, aufgeführt werden. Die Kirche selber wurde von Abt Wernher gestiftet und von der Herzogin Reginlindis, die sich als Witwe, weil vom Aussatz befallen, auf diese Insel zurückzog, gebaut. Mit ihr kam ihr damals 15jähriger Sohn Adelrich. Als Erbe fielen ihr die Höfe Stäfa, Pfäffikon u.Wollerau zu. Ihren Sohn überantwortete sie dem Abte Wernher, auf dass er Mönch würde. Er wurde später Kuster in Einsiedeln «und hielt sich gar heileklich». Reginlindis baute die zwei Kirchen, die St. Peterskirche und die Martinskapelle, in welch letzterer ein Kaplan ihr täglich die hl. Messe las. Nachdem sie 25 Jahre hier gelebt, starb sie am Vorabend vom St. Michaelstag und wurde von ihrem Sohn und Abt Wernher in Einsiedeln begraben. Ihre Güter fielen dem Kloster zu.
St. Adelrich erbat sich bald nach der Mutter Tod Urlaub vom Abte und zog auf die Insel, wo er sich eine Klause baute «und dienete hie vnserm heerren mit vastenne vnd mit bettenne, mit singenne vnd mit lesenne, mit maniger heiliger messe andechteklichen volbringende, mit einem reinen küschen lebenne vnd mit allen götlichen dingen volfürende wol vf XX jahr». Da wurde ihm die Stunde seines Todes geoffenbart; er sandte nach seinem Abte, empfing die Sterbesakramente und bat, ihn hier zu begraben. Er starb am St. Michaelstag im Alter von 72 Jahren. Ein edler Wohlgeruch ging von seinem Leichname aus und in den nächsten acht Tagen geschahen grosse Zeichen und Wunder an Bresthaften, die da kamen. Aber auch bis auf diese Tage «tete er alweg etwas zeichenen dien menschen, die sich her entheissent vnd in hie suchent vnd erent». Sein Haupt wurde später in dem Altar des hl. Michael aufbewahrt, die übrigen Gebeine beliess man in seinem Grabe.
Diese Erzählung trägt ganz Legendencharakter. Der Schreiber verwechselte einmal den Abt Wernher (1122-42), unter dem die Kirchen gebaut resp. erneuert wurden, mit Abt Eberhard, unter dem der Heilige gelebt haben muss, denn St. Wiborada starb den 1. Mai 926. Da Adelrich aber Wiborada in St. Georgen aufgesucht haben soll, so muss dies noch vor 916 geschehen sein, denn nach diesem Jahre siedelte sie zur Kirche des hl. Magnus über.
Weit schwieriger gestaltet sich aber das Verhältnis des Heiligen zu Reginlindis. So weit sich geschichtlich nachweisen lässt, hatte diese überhaupt keine Söhne, weder aus ihrer ersten Ehe mit Herzog Burkard, noch aus ihrer zweiten mit Herzog Hermann4. Herzog Burkard II. gilt nicht als ein direkter Nachkomme Burkard I. Wäre ein Sohn dagewesen, so wäre dieser zweifelsohne als Herzog direkt auf den Vater nachgefolgt. Im weitern starb der zweite Gemahl der Herzogin, Hermann, erst 949, sodass sie erst da sich hätte nach der Insel zurückziehen können. Die Möglichkeit eines Aufenthaltes auf der Ufnau ist ja nicht ganz von der Hand zu weisen, denn schon 928 erscheint Reginlindis als Herrin der Fraumünsterabtei in Zürich, wohin sie sich nach dem Tode ihres Gemahls zurückzog. Sie wird als Herrin der Abtei zum letzten Mal 955 genannt5 und erscheint urkundlich überhaupt zum letzten Male den 29. April 9586. Das mag auch Anlass gegeben haben, dass man 958 als Todesjahr annahm. Den Todestag geben die nekrologischen Notizen auf den 19. August an7.
Als Todesjahr des hl. Adelrich hat man später 973 angenommen. Ausser den oben erwähnten Angaben steht aber hierüber nichts fest. Wenn man auch eine Zugehörigkeit Adelrichs zu den Burkhardingern historisch nicht aufrecht erhalten kann, so wird man doch an seiner Existenz nicht zweifeln können. Ob er Mönch in Einsiedeln war, muss dahingestellt bleiben. Sicher ist, dass sein Andenken sowohl auf der Ufnau wie im Stifte Einsiedeln sich immer forterhielt. Ob Kardinal Dietwein, der am 22. August 1141 (nicht 1107) die damals wohl neu erstellten Kirchen einweihte, eine Erhebung der Gebeine und damit die Heiligsprechung vornahm, muss dahingestellt bleiben. Auffallen muss, dass unter den Reliquien, die der Kardinal in den Altar einschloss, keine solchen des hl. Adelrich erwähnt werden. Die alte Grabplatte, die heute beim Eingang der Kirche eingemauert ist, stammt aus dem 14. Jahrhundert8, möglicherweise von 1372, wo ein Altar zu Ehren des hl. Adelrich eingeweiht wurde. Im Jahre 1659 liess Abt Plazidus Reimann das Grab des Heiligen öffnen, die Gebeine erheben und sie vier Jahre später in einem neuen steinernen Sarkophag feierlich wieder beisetzen; einzelne Reliquien wurden in Einsiedeln zurückbehalten. Dort befindet sich auch noch das sogen. Adelrichsmessgewand9. Ein eigener St. Adelrichsaltar wurde erst 1902 in der Beichtkirche errichtet. Das Fest des Heiligen wird am 28. September im Stifte als «Duplex majus ut II. classis» gefeiert und ist «Officium Subprioris». Neben dem Bild des Heiligen auf dem schon erwähnten alten Grabsteine haben wir ein solches am rechten Pfeiler des Chorbogens, das im 16. Jahrhundert gemalt oder übermalt wurde; es geht jedenfalls kaum über das 15. Jahrhundert zurück. Aus dem 17. und 18. Jahrhundert haben sich Kupferstiche mit Darstellungen des Heiligen erhalten. Für den oben erwähnten Altar schuf P. Rudolf Blättler ein Bild, das eine legendarische Darstellung bietet, wie ein Engel den Heiligen mit Brot und Wein stärkt, da er eines Sturmes wegen längere Zeit vom Verkehr mit dem Festlande abgeschnitten war. - Die Verehrung des Heiligen auf der Ufnau verlor sich im 18. Jahrhundert10.