Abt Markwart von Grünenberg (1364 – 1376)


Abtbuch-Eintrag
Markwart von Grünenberg (1364-76)452. Markwart von Grünenberg gehört der ältern Hauptlinie eines im 14. Jahrhundert sehr angesehenen Freiherrengeschlechtes an, das seine Stammburg bei Melchnau (Amtsbezirk Aarwangen, Kt. Bern) hatte453. Er muß noch unter Abt Johannes I. ins Kloster eingetreten sein, in dem er auch einen Bruder namens Peter hatte454. Schon 1330, den 31. Mai, erscheint er nämlich als Propst im Fahr455. Dort fielen unter seiner Regierung die von uns schon erwähnten Streitigkeiten mit Wettingen wegen einer Fischenz (1344) und mit Einsiedeln wegen dem Patronatsrecht über die Kirche zu Weiningen (1356) vor. Im weitern nahm er 1339 mit St. Blasien einen Tausch von Leibeigenen vor456 und verlieh 1345 den Gotteshaushof zu Schelmgen i. Br.457. Auf Bitten des Konrad Meier von Dällikon schenkten er und die Klosterfrauen zum Lohn für erwiesene Dienste der Kirche in Dällikon eine Wiese458. Dem Kloster erwarb er den 31. Januar 1351 eine Juchart Reben zu Weiningen459. Der obgenannte Meier zu Dällikon stiftete den 21. Januar 1356 für sich und seine Ehefrau eine Jahrzeit in Fahr. Die Bestätigung dieser Stiftung war die letzte Amtshandlung Markwarts460. Bis zu seiner Wahl zum Abte, die vor dem 17. Mai 1364 erfolgt sein muß, hören wir nichts mehr von ihm461. Kaiser Karl IV. stellte ihm den 5. August 1375 einen Schirmbrief aus462, den der Abt am 2. Oktober dieses Jahres dem thurgauischen Landgericht zur Vidimation und Anerkennung vorlegen ließ.
Die Vogtei über Einsiedeln, die die Herzöge von Österreich neuerdings verpfändet hatten, lösten sie den 22. April 1376 von den Gebrüdern Hans und Rutschmann Langhart wieder ein463. Die Vogtei über Dagmersellen, Egolzwil und Wauwil ging nach dem Aussterben der Herren von Trostberg 1367 an die von Liebegg über464. Graf Eberhard von Nellenburg verkaufte mit Zustimmung des Abtes die Vogtei zu Hippetsweiler an die Gebrüder Hans und Konrad Grämlich von Pfullendorf465. Die Vogtei zu Sarmenstorf und zu Ballwil war damals in den Händen des Ritters Hartmann von Eschenz, wie Graf Rudolf IV. von Habsburg-Laufenburg-Rapperswil 1374 bezeugt466. Ein Bruder dieses Grafen, Gottfried, wurde am 1. Oktober 1370 von Urnern in Einsiedeln gefangen genommen; Abt Markward bemühte sich für seine Freilassung467.
Für eine Besserung der finanziellen Lage des Stiftes zeugt die Erwerbung der Herrschaft Reichenburg, die am 26. September 1370 um 1200 Gulden vor sich ging; in Reichenburg hatte das Stift übrigens schon um 1300 einen Teil der Burg und andere Güter innegehabt468. Ein Erblehen, das wahrscheinlich auf unrichtige Weise in den Besitz des Spitals zu Zofingen gekommen war, gelangte 1369 wieder in den Besitz des Stiftes469. Freiherr Johannes von Tengen verkaufte im gleichen Jahre den Zehnten im Vogelnest bei Schindellegi, den er als Mannlehen innehatte, um 130 Pfund Zürcher Währung dem Abte470.
Von der Pfarrei Ufnau, deren Abgaben an die bischöfliche Kurie unter Abt Markwart neu geregelt wurden, suchen sich im Jahre 1369 Hombrechtikon als eigene Pfarrei loszutrennen471. Es kam nochmals ein Vergleich zustande, doch hatte man schon 1376 daselbst einen eigenen Pfarrer. In der Kirche auf der Ufnau stiftete der damalige Pfarrer Schwarz einen St. Adelrichsaltar, der den 6. Januar 1372 durch den Weihbischof von Konstanz, Johannes, eingeweiht wurde472. Wegen der Tochterpfarrei Freienbach, sowie wegen den dazu gehörenden Kapellen in Pfäffikon und Wilen setzte es um diese Zeit einige Anstände ab473. Der St. Johannespfründe im Kreuzgang zu Einsiedeln vermachte 1375 ein Verwandter des damaligen Kaplans Peter Nikolaus Bink von Kolmar, Rudolf Müller, Ammann zu Einsiedeln, eine halbe Juchart Reben zu Herrliberg474.
In dieser Zeit hören wir von Wallfahrern aus Nürnberg und Lübeck und zwar solchen, die stellvertretungsweise solche Wallfahrten unternahmen475. 1376 wird auch erstmals die Pilgerschifffahrt auf dem Vierwaldstättersee erwähnt476.
Abt Markwart starb den 18. Oktober 1376 und zwar im Kloster Fahr, denn das Totenbuch von Fahr meldet uns zum 18. Oktober: «Marquardus de Gruenenberg abb. in Vare ob.»477. Eine Glosse bei Bonstetten478 gibt das Jahr 1376 an, was stimmt, denn Abt Markwart wird das letzte Mal den 2. Oktober 1375 erwähnt.
Von Abt Markwart haben wir ein Siegel als Propst in Fahr. Es zeigt im Siegelfeld die zwei gekreuzten Ruder und trägt die Umschrift: «%u2020 S. MACHWARDI DE GRVNENBERG PPOITI I (N VARE)»479. Sein Abtssiegel zeigt den sitzenden, infulierten Abt mit Stab und segnender Rechten, oben steht das Stiftswappen mit einem Raben, unten das Familienwappen des Abtes, in Silber ein grüner (gelbgerändeter) Sechsberg. Die Umschrift lautet (soweit noch lesbar): «MARCHVARDI DEI . . .»480.

Professbucheintrag